Die Dolchstoßlegende war eine weitverbreitete politische Verschwörungstheorie in der Weimarer Republik, die besagte, dass die deutsche Armee den Ersten Weltkrieg nicht militärisch, sondern durch eine Verratshandlung von innen heraus verloren habe. Dabei wurde behauptet, dass die Sozialisten, Kommunisten und Juden die Schuldigen seien, die die Armee von hinten erstochen hätten (daher der Name "Dolchstoßlegende").
Die Dolchstoßlegende wurde von konservativen Kreisen, insbesondere von Nationalisten und militärischen Eliten, verbreitet, die sich weigerten, die Niederlage im Krieg anzuerkennen. Sie diente als Rechtfertigung für den Zusammenbruch des Kaiserreichs und den Versailler Vertrag, der von ihnen als "Schanddiktat" angesehen wurde. Die Theorie trug somit zur politischen Instabilität der Weimarer Republik bei und war ein Nährboden für rechtsradikale und nationalistische Bewegungen wie die NSDAP.
Tatsächlich hatte die deutsche Armee während des Krieges eine offensive Strategie verfolgt, die letztendlich scheiterte. Die Unterernährung und Erschöpfung der Soldaten, der mangelnde Nachschub und die zunehmende Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung führten schließlich zur Kapitulation Deutschlands. Dennoch war die Dolchstoßlegende eine mächtige Idee, die sogar in politischen Debatten und Gerüchten außerhalb Deutschlands Gehör fand.
Erst mit der Aufarbeitung der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere mit dem Nürnberger Prozess wurde die Dolchstoßlegende endgültig widerlegt. Dennoch hat sie das politische Denken und die Entwicklung Deutschlands maßgeblich beeinflusst.
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