Was ist performativität?

Performativität bezieht sich auf die Fähigkeit oder den Effekt von Sprachhandlungen, soziale Realitäten zu formen und zu verändern. Der Begriff wurde erstmals von dem amerikanischen Philosophen und Literaturkritiker J.L. Austin in seinem Werk "How to Do Things with Words" eingeführt.

Performativität basiert auf der Idee, dass Sprache nicht nur beschreibend ist, sondern auch Handlungen vollziehen kann. Mit anderen Worten: Durch das Sprechen allein können bestimmte soziale Akte vollzogen werden. Beispiele für performativitätsbasierte Sprachhandlungen sind Versprechen, Bitten, Verurteilen oder Segnen.

Austin unterscheidet zwischen zwei Arten von Äußerungen: konstativ und performativ. Konstative Äußerungen entsprechen eher der beschreibenden Funktion der Sprache, während performativ wirkende Äußerungen Handlungen darstellen. Performativität hängt von bestimmten sprachlichen Konventionen ab und bedarf einer gewissen Kontextualisierung, um ihre Wirkung zu erzielen.

Der amerikanische Literaturtheoretiker und Genderforscher Judith Butler hat die Idee der Performativität weiterentwickelt und auf das Verständnis von Geschlecht angewendet. Sie argumentiert, dass Geschlecht nicht als biologisch oder naturgegeben betrachtet werden kann, sondern dass es durch wiederholte performativ wirkende Akte konstruiert wird. Butler betont, dass diese Akte nicht nur individuell, sondern auch gesellschaftlich verankert sind und somit Geschlechterstereotypen und -normen reproduzieren oder transformieren können.

Performativität wird auch in anderen Bereichen wie Kunst, Rhetorik und politischer Kommunikation diskutiert. In der Kunst können bestimmte Handlungen oder Inszenierungen performativ sein, indem sie eine bestimmte Wirkung erzielen oder eine bestimmte Bedeutung transportieren. In der politischen Rhetorik können Reden und symbolische Handlungen eine performativ wirkende Funktion haben, indem sie politische Botschaften vermitteln oder politische Identität konstruieren.

Insgesamt verdeutlicht der Begriff der Performativität, dass Sprache und Handlung untrennbar miteinander verbunden sind und dass wir durch Sprache nicht nur Dinge beschreiben, sondern auch aktiv in soziale Realitäten eingreifen können.