Was ist lebenswelt?

Lebenswelt

Die Lebenswelt (auch Lebensweltliche Erfahrung) ist ein Begriff, der vor allem in der Phänomenologie und der Soziologie eine zentrale Rolle spielt. Er beschreibt die Welt, so wie sie uns unmittelbar im alltäglichen Leben erscheint und von uns erfahren wird. Es ist die vorgegebene, selbstverständliche Realität, in der wir uns bewegen und handeln, bevor wir sie durch wissenschaftliche Reflexion oder abstrakte Konzepte hinterfragen.

Die Lebenswelt zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Vorgegebenheit: Sie ist die Welt, in die wir hineingeboren werden und die uns als gegeben entgegentritt.
  • Selbstverständlichkeit: Die Regeln und Strukturen der Lebenswelt werden in der Regel nicht explizit hinterfragt, sondern als selbstverständlich hingenommen.
  • Subjektivität: Die Lebenswelt ist immer an die subjektive Erfahrung des Einzelnen gebunden, wird aber gleichzeitig durch intersubjektive Übereinkünfte und kulturelle Traditionen geprägt.
  • Alltäglichkeit: Sie bezieht sich auf die Routinen, Gewohnheiten und Interaktionen, die unser tägliches Leben bestimmen.

Die Lebenswelt umfasst verschiedene Bereiche, darunter:

  • Die soziale Welt: Die Beziehungen zu anderen Menschen, Familie, Freunde, Kollegen, usw.
  • Die räumliche Welt: Der konkrete Ort, an dem wir leben, unsere Wohnung, die Stadt, die Landschaft.
  • Die zeitliche Welt: Der Rhythmus des Tages, der Woche, des Jahres, unsere persönliche Geschichte.
  • Die materielle Welt: Die Gegenstände, die uns umgeben, unser Besitz, Werkzeuge, Technologien.

Der Begriff der Lebenswelt wurde insbesondere von Edmund Husserl und Alfred Schütz entwickelt. Husserl sah die Lebenswelt als den Ausgangspunkt aller Erkenntnis und forderte eine Rückkehr zu ihr, um die Grundlagen der Wissenschaft zu klären. Schütz baute auf Husserls Ideen auf und untersuchte die Strukturen der sozialen Lebenswelt, insbesondere die intersubjektiven Verständigungsprozesse.

In der Soziologie wird der Begriff der Lebenswelt verwendet, um die Perspektive der Akteure in den Vordergrund zu rücken und die Bedeutung der subjektiven Erfahrung für das soziale Handeln zu betonen. Er hilft, die komplexen Zusammenhänge zwischen Individuum und Gesellschaft zu verstehen. Ein verwandtes Konzept ist der Habitus.

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