Was ist behaviorismus?
Behaviorismus
Der Behaviorismus ist eine psychologische Strömung, die sich auf beobachtbares Verhalten konzentriert und innere mentale Prozesse wie Gedanken und Gefühle weitgehend ignoriert. Er postuliert, dass Verhalten durch Konditionierung gelernt wird und dass die Umwelt eine entscheidende Rolle bei der Formung des Verhaltens spielt.
Kernprinzipien:
- Objektivität: Der Behaviorismus betont die Bedeutung objektiver Messungen und beobachtbaren Daten. Subjektive Erfahrungen werden als nicht messbar und daher als irrelevant für die wissenschaftliche Untersuchung des Verhaltens angesehen.
- Reiz-Reaktions-Modell: Verhalten wird als Reaktion auf bestimmte Reize in der Umwelt verstanden. (Reiz-Reaktions-Theorie)
- Konditionierung: Lernen erfolgt durch Konditionierung, entweder durch klassische Konditionierung (Assoziation von Reizen) oder operante Konditionierung (Verstärkung und Bestrafung).
- Klassische Konditionierung: Eine Lernform, bei der ein neutraler Reiz mit einem unkonditionierten Reiz gekoppelt wird, bis der neutrale Reiz die gleiche Reaktion hervorruft wie der unkonditionierte Reiz. (Klassische%20Konditionierung)
- Operante Konditionierung: Eine Lernform, bei der Verhalten durch seine Konsequenzen geformt wird. Verstärkung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten wiederholt wird, während Bestrafung die Wahrscheinlichkeit verringert. (Operante%20Konditionierung)
- Umwelt: Die Umwelt wird als die Hauptdeterminante des Verhaltens betrachtet. Genetische oder biologische Faktoren werden oft vernachlässigt oder als weniger wichtig angesehen.
Wichtige Vertreter:
- John B. Watson: Begründer des Behaviorismus. Bekannt für das "Little Albert"-Experiment.
- B.F. Skinner: Entwickelte die operante Konditionierung und führte zahlreiche Experimente mit Tieren durch. (B.F.%20Skinner)
- Iwan Pawlow: Bekannt für seine Forschung zur klassischen Konditionierung bei Hunden. (Iwan%20Pawlow)
- Edward Thorndike: Bekannt für das Gesetz der Wirkung, einem Vorläufer der operanten Konditionierung.
Anwendungen:
Der Behaviorismus hat breite Anwendung in verschiedenen Bereichen gefunden, darunter:
- Erziehung: Entwicklung von Lernprogrammen und Unterrichtsmethoden, die auf Verstärkung und Belohnung basieren.
- Therapie: Verhaltenstherapie, einschließlich Techniken wie systematische Desensibilisierung und Aversions-Therapie. (Verhaltenstherapie)
- Tierdressur: Anwendung von operanter Konditionierung, um Tieren bestimmte Verhaltensweisen beizubringen.
- Werbung: Verwendung von Reizen und Assoziationen, um Konsumentenverhalten zu beeinflussen.
Kritik:
Der Behaviorismus wurde für seine Reduktionismus kritisiert, da er die Komplexität menschlichen Verhaltens zu stark vereinfacht und innere mentale Prozesse vernachlässigt. Die kognitive Revolution in der Psychologie führte zu einer Abkehr vom reinen Behaviorismus und zur Betonung der Bedeutung von Kognitionen für das Verständnis des Verhaltens. Trotz der Kritik hat der Behaviorismus einen bedeutenden Einfluss auf die Psychologie gehabt und weiterhin Relevanz in bestimmten Bereichen.