Was ist neugotik?

Die Neugotik ist ein Kunst- und Architekturstil, der im 18. Jahrhundert in Europa entstand und bis in das 20. Jahrhundert hinein populär war. Sie wurde als Reaktion auf die nüchternen und rationalen Stile des Klassizismus und des Barock entwickelt.

Der neugotische Stil greift die Merkmale der Gotik auf, die im Mittelalter vorherrschte. Dazu gehören spitzbogenartige Fenster- und Türöffnungen, Kreuzrippengewölbe, Fialen, Maßwerk und reich verzierte Ornamente. Im Vergleich zur ursprünglichen Gotik ist die neugotische Gestaltung jedoch oft detaillierter und dekorativer.

Die Neugotik fand in vielen Bereichen Anwendung, darunter Architektur, Kunst, Möbeldesign und Mode. Besonders in Kirchenbau und Schlossarchitektur wurde der Stil häufig eingesetzt. Beispiele für neugotische Bauwerke sind die Westminster Abbey in London, die Kathedrale von Köln und das Schloss Neuschwanstein.

Die Neugotik wurde auch von einigen bedeutenden Künstlern wie Augustus Welby Northmore Pugin und John Ruskin unterstützt, die den Stil als Ausdruck einer romantischen Idealisierung des Mittelalters und des katholischen Glaubens sahen.

In Deutschland spielte die Neugotik eine wichtige Rolle während der deutschen Romantik und des Historismus. Sie prägte das Stadtbild vieler Städte, insbesondere im 19. Jahrhundert.

Insgesamt wird die Neugotik als eine Reaktion auf die wachsende Industrialisierung und die damit einhergehende Entfremdung von der Natur und der traditionellen Handwerkskunst gesehen. Sie sollte eine Rückkehr zu traditionellen Werten und zu einer spirituellen Verbundenheit mit der Vergangenheit ermöglichen.