Was ist krappmann?

Krappmann-Perspektive (Interaktionistischer Ansatz)

Die Krappmann-Perspektive, auch als interaktionistischer Ansatz bekannt, ist ein sozialwissenschaftlicher Ansatz, der die Identitätsentwicklung von Individuen im Kontext sozialer Interaktionen untersucht. Sie wurde maßgeblich von Lothar Krappmann entwickelt. Im Zentrum steht die Annahme, dass Identität nicht statisch vorgegeben ist, sondern dynamisch und prozesshaft in Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt konstruiert wird.

Wichtige Aspekte der Krappmann-Perspektive:

  • Identität als Balanceakt: Individuen müssen ständig die Balance zwischen den Ansprüchen der Gesellschaft (Erwartungen, Normen) und ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen finden. Dieser Prozess ist lebenslang andauernd.
  • Soziale Interaktion: Die Interaktion mit anderen Menschen ist zentral für die Identitätsentwicklung. In diesen Interaktionen lernen Individuen, sich selbst und andere zu verstehen, Rollen zu übernehmen und soziale Beziehungen zu gestalten. Siehe auch: Soziale%20Interaktion
  • Vier Grundqualifikationen: Krappmann identifiziert vier Grundqualifikationen, die Individuen benötigen, um in sozialen Interaktionen erfolgreich zu sein und ihre Identität zu entwickeln:
    • Rollendistanz: Die Fähigkeit, sich von Rollenerwartungen zu distanzieren und diese kritisch zu reflektieren. Siehe auch: Rollendistanz
    • Empathie: Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Perspektiven zu verstehen. Siehe auch: Empathie
    • Ambiguitätstoleranz: Die Fähigkeit, mit widersprüchlichen oder unklaren Situationen umzugehen. Siehe auch: Ambiguitätstoleranz
    • Identitätsdarstellung: Die Fähigkeit, sich selbst authentisch und konsistent darzustellen. Siehe auch: Identitätsdarstellung
  • Bedeutung der Lebenswelt: Die Lebenswelt des Individuums (Familie, Freunde, Schule, Arbeitsplatz) prägt die Identitätsentwicklung maßgeblich.
  • Kritik: Die Krappmann-Perspektive wird kritisiert, weil sie die Macht sozialer Strukturen und die Bedeutung von Diskriminierung für die Identitätsentwicklung möglicherweise zu wenig berücksichtigt. Zudem wird die Betonung der Rationalität und aktiven Gestaltung kritisiert.

Die Krappmann-Perspektive bietet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Identitätsentwicklung und betont die Bedeutung sozialer Interaktionen und individueller Handlungsfähigkeit. Sie ist besonders relevant für die Analyse von Erziehungsprozessen, Sozialisation und Identitätsfindung in verschiedenen Lebensphasen.