Was ist neume?

Neumen

Neumen (von griechisch νεῦμα, neuma, „Wink“, „Zeichen“) sind die ältesten Schriftzeichen der abendländischen Musiknotation. Sie dienten ursprünglich dazu, den Verlauf einer Melodie (Tonhöhe und Rhythmus) andeutungsweise festzuhalten, ohne dabei genaue Tonhöhen anzugeben. Sie entwickelten sich ab dem 9. Jahrhundert und waren bis ins 13. Jahrhundert weit verbreitet.

Ursprung und Entwicklung

Die Ursprünge der Neumen liegen vermutlich in der oratorischen Vortragsweise der Antike und im Bedürfnis, liturgische Gesänge im Gedächtnis zu behalten. Frühe Formen waren einfachste Auf- und Abwärtsbewegungen, die an die Handzeichen des Chorleiters erinnerten. Diese frühen Neumen werden als Cheironomische Neumen bezeichnet.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene regionale Neumen-Schriften, darunter die St. Galler Neumen, die Metzer Neumen und die Aquitanischen Neumen.

Diese regionalen Stile unterschieden sich in der Form der Zeichen und in der Art, wie sie Tonhöhen und Rhythmus darstellten.

Funktion und Bedeutung

Neumen gaben primär die Richtung der Melodie an (aufwärts, abwärts, gleichbleibend) und das Verhältnis der Tondauern zueinander. Sie waren also eher Gedächtnisstützen für Sänger, die die Melodien bereits kannten, als eine exakte Notation. Im Laufe der Zeit wurden Hilfslinien eingeführt, um die Tonhöhen genauer zu fixieren. Diese Entwicklung führte schließlich zur Linienschrift, die wir heute verwenden.

Arten von Neumen

Es gibt verschiedene Arten von Neumen, die einzelne Töne oder Tongruppen darstellen. Zu den grundlegenden Neumen gehören:

  • Punctum: Einzelner Ton.
  • Virga: Einzelner Ton, oft höher als der vorherige.
  • Clivis (oder Compositus): Zwei Töne, absteigend.
  • Podatus (oder Pes): Zwei Töne, aufsteigend.
  • Torculus: Drei Töne, aufsteigend-absteigend.
  • Climacus: Drei Töne, absteigend.

Diese Grundformen können durch zusätzliche Zeichen (Episemen, Buchstaben) erweitert werden, um weitere Details wie Artikulation oder Tempo anzugeben.

Der Übergang zur Linienschrift

Guido von Arezzo spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Linienschrift. Er führte um 1000 n.Chr. die farbigen Linien und Buchstaben zur Bestimmung der Tonhöhe ein. Diese Innovation vereinfachte das Lesen und Schreiben von Musik erheblich und legte den Grundstein für die moderne Notenschrift.