Was ist fragmentenstreit?

Der Fragmentenstreit war ein theologischer Streit im 18. Jahrhundert innerhalb des orthodoxen Pietismus, der sich um die Gültigkeit einzelner Erbauungsbücher, speziell der sogenannten "Fragmentenliteratur", entzündete.

Kernpunkte des Streits:

  • Die "Fragmenten": Es handelte sich um anonym veröffentlichte Schriften, die von unbekannten Verfassern stammten und oft extrem pietistische oder chiliastische (endzeitliche) Vorstellungen enthielten. Ein wichtiges Werk war das Berleburger Bibelwerk.
  • Johann Konrad Dippel: Dieser radikale Pietist und Alchemist wurde oft als Hauptautor oder Inspirator dieser Fragmenten angesehen, was den Streit weiter befeuerte. Mehr dazu unter Johann%20Konrad%20Dippel
  • Orthodoxie vs. Pietismus: Der Streit verdeutlichte die Spannungen zwischen der orthodoxen Lehre und den pietistischen Bestrebungen nach persönlicher Frömmigkeit und subjektiver Erfahrung.
  • Offenbarung und Inspiration: Ein zentraler Punkt war die Frage, inwieweit neue Offenbarungen oder individuelle Eingebungen der Bibel gleichwertig oder übergeordnet sein könnten.
  • Gültigkeit anonymen Schrifttums: Die Frage, ob anonyme oder pseudonyme Schriften, deren Verfasser nicht bekannt waren, überhaupt als geistlich wertvoll angesehen werden konnten, spaltete die Gemüter.
  • Auswirkungen: Der Fragmentenstreit trug zur Zersplitterung des Pietismus bei und förderte die Entstehung verschiedener Sondergemeinschaften und radikalpietistischer Strömungen. Er führte auch zu einer stärkeren Betonung der Bekenntnisbindung und der Abgrenzung von unorthodoxen Lehren innerhalb der orthodoxen Kreise. Einige Informationen zum Thema Pietismus könnten hier hilfreich sein.