Was ist symbolischer interaktionismus?

Symbolischer Interaktionismus

Der Symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Perspektive, die sich auf die mikroskopische Ebene sozialer Interaktion konzentriert. Er betont die Bedeutung von Symbolen und deren Interpretation im menschlichen Verhalten und der Konstruktion sozialer Realität. Im Kern steht die Annahme, dass Menschen auf Dinge (Objekte, Personen, Ereignisse) nicht direkt reagieren, sondern auf die Bedeutung, die diese Dinge für sie haben. Diese Bedeutungen entstehen und verändern sich durch soziale Interaktion.

Kernannahmen:

  • Bedeutung: Menschen handeln Dingen gegenüber auf der Grundlage der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben. Die Bedeutung%20von%20Dingen ist nicht inhärent, sondern wird durch soziale Interaktion konstruiert.

  • Interaktion: Die Bedeutung von Dingen entsteht aus der sozialen Interaktion, die man mit anderen Menschen hat. Durch soziale%20Interaktion lernen wir die Bedeutung von Symbolen und Objekten.

  • Interpretation: Bedeutung wird in einem interaktiven Prozess gehandelt, in dem Menschen die Bedeutung von Dingen interpretieren und verändern. Der Einzelne interpretiert und verändert die Bedeutung von Symbolen durch seine eigene Interpretation in seiner Auseinandersetzung mit der Welt. Interpretation%20von%20Symbolen ist ein aktiver Prozess.

Schlüsselkonzepte:

  • Symbol: Ein Symbol ist etwas, das für etwas anderes steht. Dies kann ein Wort, ein Objekt, eine Geste oder ein Bild sein. Symbole ermöglichen es uns, zu kommunizieren, zu denken und unsere soziale Welt zu verstehen.

  • Selbst: Das Selbst ist keine angeborene Eigenschaft, sondern entwickelt sich durch soziale Interaktion. Wir entwickeln ein Selbstbild, indem wir die Reaktionen anderer auf uns internalisieren ("looking-glass self").

  • Rolle: Eine Rolle ist eine Menge von Erwartungen und Verhaltensweisen, die mit einer bestimmten sozialen Position verbunden sind. Wir lernen Rollen durch soziale Interaktion und passen unser Verhalten entsprechend an.

  • Signifikante Symbole: Sind Symbole, die für alle Interagierenden die gleiche Bedeutung haben und somit eine effektive Kommunikation ermöglichen.

Wichtige Vertreter:

  • George Herbert Mead
  • Herbert Blumer
  • Erving Goffman

Anwendungsbereiche:

Der Symbolische Interaktionismus findet Anwendung in vielen Bereichen der Soziologie, darunter:

  • Familiensoziologie
  • Bildungssoziologie
  • Kriminalsoziologie
  • Gesundheitssoziologie

Kritik:

  • Vernachlässigung von Makrostrukturen: Kritiker argumentieren, dass der Symbolische Interaktionismus die Bedeutung von sozialen Strukturen und Institutionen vernachlässigt.
  • Überbetonung der Subjektivität: Kritiker bemängeln, dass er die Objektivität sozialer Realität unterschätzt.